Dionaea-Samenernte 2017

Hallo zusammen,

so, das wird dann jetzt der erste „richtige“ Beitrag, in dem ich berichten möchte, was heute auf dem Arbeitsplan steht.

Wie der Titel ja schon sagt, werde ich mich heute meinen Dionaea oder Venusfliegenfallen widmen, da hier das Ende der Blühsaison und damit das Reifen der Samen ansteht. Das beginnt jährlich in etwa im Juli und kann sich bis in den September hinein ziehen. Wie man auf dem folgenden Bild gut sehen kann, sind die meisten meiner Pflanzen inzwischen so weit, dass die Blüten (ob bestäubt oder nicht) schwarz werden, was ein gutes Indiz dafür ist, dass die Samen bald erntereif sind.

Den Unterschied zwischen einer bestäubten und einer nicht bestäubten Blüte kann man leicht daran erkennen, dass die bestäubten deutlich anschwellen, irgendwann aufplatzen und dann die Samen freigeben. Die unbestäubten bilden keine Samenkapsel, was man schon durch einen leichten Druck auf die Blüte spüren kann. Hier mal je ein Beispiel; zunächst eine unbestäubte, dann eine bestäubte Blüte.

Apropos Bestäubung, eine geöffnete Blüte hab‘ ich auch noch gefunden (das wird dann eine von denen, die erst im September reife Samen produzieren), an der man den Bestäubungsvorgang mal kurz erläutern kann:

Das „fusselige“ Ding in der Mitte der Blüte ist die Narbe, das weibliche Organ der Blüte, das den Pollen aufnimmt. Rund um die Narbe herum sind die Staubbeutel angeordnet, die den Pollen produzieren (hier als kleine gelbe Körnchen zu erkennen). Besucht nun ein Insekt die Blüte, bleiben die Pollen am Tier kleben und werden so auf die Narbe übertragen.

Das gute alte Blümchen-und-Bienchen-Spiel. 😉

In den vorherigen Jahren habe ich diese Aufgabe häufig manuell, also per Zahnstocher übernommen, um die Blüten möglichst mit eigenem Pollen zu bestäuben und so zu versuchen, die Charakteristika der jeweiligen Pflanze (man spricht hier von Kultivaren) zu erhalten. In diesem Jahr hab‘ ich die Bestäubungsarbeit aber komplett der Insektenwelt überlassen, weswegen die resultierenden Sämlinge wohl ein kunterbunter Mix sämtlicher Pflanzen meines Gewächshauses werden. Naja, die Mutter ist immerhin bekannt…

Im nächsten Schritt schneide ich also die bereits reifen, geöffneten Samenkapseln einzeln aus der Dolde heraus und entferne auch die offensichtlich unbestäubten Blüten, so dass schlussendlich nur noch ein paar Einzelblüten an der Pflanze verbleiben, die in den nächsten Wochen dann reifen werden.

Ach ja, bei der Pflanze, die ich mir zunächst vorgenommen hab‘, handelt es sich um den Kultivar mit dem wohlklingenden Namen ‚G14‘ x ‚G19‘. Wobei der Singular ‚Pflanze‘ wohl nicht ganz richtig ist, da hier diverse Wachstumspunkte vorhanden sind und der „Pflanzenklumpen“ dringend mal geteilt und vereinzelt werden müsste. Davon aber ein andermal…

Mit den abgeschnittenen Einzelblüten setz‘ ich mich dann an meinen Arbeitstisch (drinnen, denn der Platz und die Arbeitshöhe im Gewächshaus ist nicht unbedingt rückenschonend verteilt) und nehme mir jede einzelne Blüte vor.

Vornehmen bedeutet in dem Fall, den Zahnstocher auszupacken und jeden einzelnen Samen aus den Blüten zu entfernen. Das ist nicht allzu schwer, da die Samen, beinahe wie mit einem Federmechanismus, aus der Kapsel springen. Die eigentliche Aufgabe ist also, dafür zu sorgen, dass sich die Samen in nicht zu großem Radius um den Ort des Geschehens verteilen.

Ist dies geschafft, die Samenkapseln entsorgt und die restlichen Blütenteile entfernt, kann ich für diesen Kultivar genau 142 Samen als geerntet verbuchen.

Und auf geht’s zur nächsten Pflanze… Halt, nein, natürlich müssen die Samen noch ordentlich beschriftet werden, damit später keine Verwechslung vorkommt. Das Tütchen wandert dann in einem Ziplock-Beutelchen vor Feuchtigkeit geschützt in den Kühlschrank.

Nach meiner Erfahrung keimen die Samen frisch (im ersten Monat nach der Ernte) übrigens am Besten. Bis zu einem Jahr Lagerzeit, natürlich ununterbrochen im Kühlschrank, schadet den Samen bzw. der Keimfähigkeit noch nicht allzu sehr, danach nimmt die Keimrate allerdings spürbar ab.

In einigen Quellen wird auch empfohlen, die Samen zu stratifizieren, sie also feucht, kalt und dunkel zu lagern und erst dann auszusäen, um die Keimfähigkeit zu erhöhen. Nach meiner Erfahrung bringt das jedoch keinen Vorteil, ist im Gegenteil sogar kontraproduktiv, da die Samen dann weniger frisch ausgesät werden.

Ja, das wäre erstmal alles für heute, die Ernte wird mich wohl erstmal ein paar Tage in Beschlag nehmen. Bis dahin viel Vergnügen und schöne Tage,

Christian

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.