Generelles zur Kultur fleischfressender Pflanzen
Wer sich mit der Haltung fleischfressender Pflanzen in Haus, Garten oder Gewächshaus auseinandersetzt, wird über kurz oder lang auf ein paar generelle Richtlinien stoßen, mit deren Umsetzung das Ganze kein Hexenwerk mehr ist.
Dazu muss man sich zunächst die Frage beantworten, warum eine Pflanze überhaupt darauf setzt, Beute zu machen und diese zu verwerten. Die simple Antwort darauf lautet: Weil sie muss! Wir haben es also mit der Umsetzung einer lebenswichtigen Funktion zu tun, dem Eliminieren eines existenziellen Mangels. Einfacher ausgedrückt: Fleischfressenden Pflanzen fehlt etwas, wozu andere Pflanzen Zugang haben und versuchen das auszugleichen.
Was fehlt ist schnell ermittelt, wenn man sich die Lebensräume und insbesondere den Boden anschaut, auf dem Karnivoren ausnahmslos wachsen. Ob Torf(moos), Sand oder ultramafisches Gestein, all diese Böden bieten wenige bis gar keine Nähstoffe, die die Pflanzen aufnehmen könnten. So hat die Evolution dann dafür gesorgt, dass die Pflanzen sich auf anderen Wegen mit Nährstoffen versorgen können, was dann durch das Fangen und Verwerten von Beutetieren realisiert wurde.
Und damit haben wir schon Punkt eins der wichtigen Eckpfeiler der Karnivorenhaltung herausgearbeitet:
Verwendung von nährstoffarmem Substrat
Dass fleischfressende Pflanzen keinen Zugang zu nährstoffreichem Wasser, wie dem von Seen oder Flüssen haben, ergibt sich aus dem Faktum, dass sie sich nun mal anderweitig versorgen, quasi von selbst. Oder anders herum, wenn sie über's Wasser an Nährstoffe gelangen könnten, hätten sie nicht die Eigenschaft, Beute zu machen entwickelt.
In der Natur sieht das dann so aus, dass die Pflanzen beispielsweise in Hochmooren wachsen, die ausschließlich von Regenwasser (das ja nahezu keine Nährstoffe enthält) gespeist werden oder sie wachsen epiphytisch in den Moospolstern von Nebelwaldbäumen, wo sie auch wieder nur in Kontakt mit Regen und Nebel kommen.
Womit wir dann auch schon bei Punkt zwei der wichtigen Eckpfeiler angekommen sind:
Verwendung von nährstoffarmem Wasser
Um den nächsten Punkt herauszuarbeiten, müssen wir uns die Frage stellen, wie die Umgebung der fleischfressenden Pflanzen aussieht, oder aussehen kann. Nochmal in Erinnerung gerufen: Wir befinden uns in einem Wachstumsareal, in dem quasi keine Nährstoffe über die Wurzeln aufgenommen werden können. Die fleischfressenden Pflanzen haben dieses Problem eben durch ihre Fähigkeit zum "Fleischfressen" gelöst; wie sieht es aber mit den anderen Pflanzen in diesem Bereich aus?
Um es kurz zu machen: Entweder gibt es sie gar nicht, weil die Wachstumsbedingungen einfach zu widrig sind und wenn es sie dann doch gibt, sind sie klein und verkrüppelt, also das Gegenteil von gesundem, üppigem Wachstum. Was wiederum bedeutet das für die fleischfressenden Pflanzen? - Sie stehen alleine unter freiem Himmel, bekommen also nahezu keinen Schatten ab und erhalten täglich ein Maximum der verfügbaren Sonnenenergie.
Woraus sich dann Punkt drei der Eckpfeiler ergibt:
Versorgung der Pflanzen mit einem Maximum an Licht
Diese drei Grundsätze beherzigend, kann schon nicht mehr allzu viel schiefgehen.
Welche besonderen Bedürfnisse die unterschiedlichen Gattungen und Arten mitbringen und wie man die eben genannten Eckpfeiler dann jeweils umsetzen kann bzw. sollte, möchte ich auf den Info-Seiten zu den jeweiligen Pflanzengattungen näher betrachten.
Auf verschiedene Substrate und Substratbestandteile, sowie auf Beleuchtungs- und Bewässerungsmethoden soll dann im Technikteil eingegangen werden.
Christian