Zwergdrosera

Die Kultur des australischen Zwergsonnentaus

Beheimatet im australischen Südwesten und vereinzelten kleinen Populationen in Neuseeland und Tasmanien, stellt der Zwergsonnentau eine weitere Sektion in der Gattung Drosera dar, der besondere Ansprüche an die Haltung stellt und über eine ungewöhnliche Fortpflanzungsstrategie verfügt. Zu dieser Sektion, die sich Bryastrum nennt, gehören etwa 50 Arten, darunter Pflanzen wie Drosera pulchella, Drosera scorpioides oder Drosera nitidula.

Drosera pulchella 'red 44A'   Drosera spilos

Um sich der Frage nach der richtigen Methode zur Haltung der verschiedenen Arten zu nähern, hilft wieder ein Blick auf ein Klimadiagramm der entsprechenden Region, hier beispielhaft das Diagramm der Region um Albany. Was zunächst auffällt, ist der Temperaturunterschied zwischen den Sommer- und den Wintermonaten. Liegen die Temperaturen in den Monaten Januar bis März, im australischen Sommer, um 25°C herum, sinken diese im Winter auf etwa 15°C am Tag und bis zu 7°C in der Nacht ab. Genau entgegengesetzt verhält sich die Niederschlagskurve. So sind die Monate mit hohen Temperaturen auch die mit niedriger Niederschlagsmenge. Bedeutet: Warm und trocken im Sommer, kühler und feuchter im Winter.

Wie auch bei den Kulturhinweisen zu den subtropischen Drosera erwähnt, gestaltet sich das Bereitstellen dieser Temperaturbedingungen im beheizten Gewächshaus recht einfach. Da die Sommertemperaturen denen in unseren Breiten ja recht ähnlich sind und die Pflanzen im Winter auch problemlos etwas kühlere Temperaturen im Bereich von 5-10°C vertragen, können sie so problemlos gehalten werden. Hier zeigen sie auch die kräftigste Ausfärbung und blühen sehr zuverlässig. Im Haus ist dann schon etwas mehr Aufwand vonnöten, da die Pflanzen doch sehr lichthungrig sind und sich ohne eine Temperaturabsenkung im Winter nicht regelmäßig vermehren lassen.

Hier ist zunächst eine ausreichende künstliche Beleuchtung sicherzustellen, die gerne auch kräftig ausfallen kann. In meinem Fall und auch aus praktischen Gründen, stehen die Pflanzen in zwei nebeneinander angeordneten Schalen mit den Maßen 60×40 unter je zwei T8-Leuchtstoffröhren mit 36W pro Röhre. Diese Röhren sind etwa 1,20m lang und decken so beide Schalen in der Breite ab. Ich verwende eine Kombination aus den Lichtfarben 4000 und 6500 Kelvin (die Röhrenbezeichnung lautet dann 840 bzw. 865). Auch gut funktionieren zwei Röhren des Typs 840 (kaltweiß).

Die Temperaturabsenkung zu erreichen, dürfte in den meisten Fällen das größte Problem sein. Da eine aktive Kühlung aufgrund der offenen Schalen nur sehr schwer mittels Raumklimatisierung zu erreichen ist, bleibt nur, einen geeigneten Winter-Platz für die Zwergdrosera zu finden und die Außentemperaturen zu nutzen. Hierzu bietet sich, natürlich falls vorhanden, der Keller an, in dem naturgemäß kühlere Temperaturen herrschen. Meine Pflanzen stehen in einem eben solchen Kellerraum, der durch ein gekipptes Fenster im Winter auf etwa 15°C heruntergekühlt wird. Dass die Temperatur am Tag durch eingeschaltete Beleuchtung auf etwa 20°C ansteigt, hat keinen negativen Einfluss auf die Zwerge, so dass ich diese Methode bedenkenlos empfehlen kann.


Bei der Bewässerung setze ich über das ganze Jahr auf eine niedrige Anstaubewässerung von etwa 3cm Wasserhöhe (wobei die Pflanzen alle in Töpfen von 8cm Höhe stehen). Der Tatsache, dass die meisten Zwergdrosera am Naturstandort eine Trockenphase im warmen Sommer durchmachen, in dem nahezu kein Niederschlag zu verzeichnen ist, versuche ich dadurch Rechnung zu tragen, dass ich im Sommer nur bis auf etwa 1-2cm Anstauhöhe gieße und die Pflanzen so bis zur nächsten Wassergabe ein paar Tage trocken stehen. Das wird gut vertragen und ich habe keine Ausfälle aufgrund zu feuchten Substrats zu verzeichnen. Bei Experimenten mit komplett ausgetrocknetem Substrat hingegen, sind mir bereits einige Pflanzen vertrocknet, weshalb ich inzwischen auch in der Sommerruhe nicht mehr auf die Bewässerung verzichte. Manche Arten wie Drosera pulchella oder Drosera occidentalis stehen übrigens auch am Naturstandort ganzjährig feucht. Auch in Kultur können sie problemlos durchgängig feucht gehalten werden.

Drosera citrina   Drosera australis


Am Naturstandort wachsen die Pflanzen allgemein in sehr sandigem Untergrund, manche sogar in reinem Sand. Da dieses Substrat die Niederschläge nicht gut speichern kann und Wasser so sehr schnell versickert, bilden die Zwergdrosera lange und feine Pfahlwurzeln aus, die sich tief in den Sand bohren, um an das tieferliegende Wasser zu gelangen. So wird für die Kultur empfohlen, besonders tiefe Töpfe und sehr sandiges Substrat zu verwenden. Beim sandigen Substrat kann ich zustimmen. Ich verwende für die Zwerge Torf, feinen Quarzsand und Perlit – wie auch für die größeren Drosera. Allerdings erhöhe ich hier den Sandanteil auf etwa 50%, wodurch sich ein Mischungsverhältnis von fünf Teilen Sand, vier Teilen Torf und einem Teil Perlit ergibt. Beim Thema „tiefe Töpfe“ muss ich den gängigen Empfehlungen aber insofern widersprechen, dass ich diese nicht als unbedingte Voraussetzung betrachten würde. Möglicherweise wachsen die Pflanzen in tiefen Töpfen besser; in den von mir verwendeten Quadrattöpfen in der Größe 7x7x8cm zeigen sie aber ein absolut zufriedenstellendes Wachstum, weshalb ich aus Platz- und auch aus Kostengründen ausschließlich auf diese Topfgröße setze. Hierin finden je etwa 10-15 dieser Miniatur-Drosera Platz, blühen regelmäßig und lassen sich jährlich vermehren.

Die Lebenserwartung eines kultivierten Zwergsonnentaus liegt übrigens bei etwa 4-6 Jahren, in denen die Pflanzen nach und nach einen „Turm“ aus alten Blättern bilden und so einige Zentimeter in die Höhe wachsen. Innerhalb dieser Zeit sollten sie, um die Art im Bestand zu halten, vermehrt werde. Wie, werde ich auf der entsprechenden Seite erläutern.

Christian