Heliamphora – Der Sumpfkrug

Kulturtipps zur Haltung von Sumpfkrügen.

Beheimatet sind die Sumpfkrüge in Südamerika, genauer im Dreiländereck Brasilien-Venezuela-Guyana. Hier wachsen sie auf den Plateaus der Tafelberge, den Tepuis, die sich mit ihren mehrere hundert Meter hohen Steilwänden aus den Regenwäldern und Graslandschaften der Gran Sabana erheben. Da diese bis zu 3000m hohen Hochebenen nahezu unzugänglich und von der umgebenden Vegetation isoliert sind, haben sich dort ganz eigene Ökosysteme entwickelt. Hier wachsen Pflanzen und leben Tiere, die nirgendwo sonst auf der Erde existieren.

Da die Tafelberge in der Nähe des Äquators liegen, ist das Klima ganzjährig gleichbleibend; bedeutet in etwa gleiche Tag-/Nachtlänge und gleichbleibende Temperatur über das ganze Jahr. Während die Temperaturen in der Gran Sabana regelmäßig die 30°C-Marke übersteigen, werden auf den Tepuis nur selten 20°C erreicht. In der Nacht fallen sie regelmäßig auch in den einstelligen Bereich. Diesen Temperaturunterschied nachzuahmen dürfte eine der Voraussetzungen für eine erfolgreiche Haltung sein. Allerdings reicht ein nachts gekipptes Fenster in einem ungeheizten Raum im Normalfall aus, um diesen Unterschied herzustellen.


Aufgrund ihrer exponierten Lage auf den Hochplateaus, auf denen auch keine schattierende Vegetation existiert, sind die Sumpfkrüge bestens für die vollsonnige Kultur geeignet. Klingt für die Haltung im Gewächshaus recht einfach, bedeutet aber für die Indoor-Kultur im Terrarium, dass hier schon ein ordentliches Maß an künstlicher Beleuchtung vorhanden sein muss. Ich beleuchte eine Fläche von 60x40cm aus einer Höhe von etwa 30cm mit einem 22W-LED-Strahler, der ein Lumen/Watt-Verhältnis von über 150 besitzt. Ein guter Indikator für ausreichende Beleuchtung ist zum einen die Farbe der Krüge, die schon ins rötliche gehen darf und die Ausbildung der charakteristischen Deckel. Grüne Schläuche mit weiten Öffnungen und kleinen Deckeln sind ein deutliches Indiz für Lichtmangel.

Trotzdem die Tepuis häufig im Nebel liegen, was die Notwendigkeit einer hohen Luftfeuchte nahelegen würde, kommen die Sumpfkrüge auch mit relativ geringer Feuchte zurecht. So hab‘ ich schon von Einigen gehört und gelesen, die ihre Heliamphora erfolgreich im Gewächshaus halten und hab‘ dazu selber auch vor Kurzem ein Projekt gestartet, das bisher recht vielversprechend aussieht.

Typischerweise, und auch bei mir sind’s über 95% der Pflanzen, stehen die Heliamphora aber im Terrarium bei hoher Luftfeuchte und wie oben schon erwähnt unter einer ordentlichen Portion Kunstlicht.


Beim Substrat setze ich auf den gleichen lockeren Torf-Sphagnum-Mix, wie ich ihn auch bei den Hochlandnepenthes benutze. Bedeutet, H1-H2-Torf gemischt mit totem Sphagnum, Agrofoam und Perlite (um zumindest die wichtigsten Bestandteile zu nennen). Allerdings habe ich auch schon Pflanzen bekommen, die über Jahre hinweg in reinem (hochwertigen) Torf gehalten wurden und die keinen Deut schlechter aussahen als meine, woraus ich schließe, dass Heliamphora recht tolerant ist, was das Substrat betrifft

Während dem Gießen, bei mir zweimal wöchentlich, sollte darauf geachtet werden, dass direkt in die Krüge gegossen wird und diese niemals völlig austrocknen. Sie besitzen eine Art Ablauföffnung, so dass überschüssiges Wasser einfach in’s Substrat läuft. Das Substrat selber halte ich feucht und vermeide Staunässe. Allerdings zeigt sich auch hier, bei den Pflanzen, die ich im Gewächshaus kultiviere, dass auch ein dauerhafter Anstau ohne größere Probleme vertragen wird.

Alles in allem, auf die Vermehrung werd‘ ich noch an der entsprechenden Stelle eingehen, würde ich die Gattung im mittleren Schwierigkeitsbereich ansiedeln. Mit ein wenig Equipment und ein Bisschen Routine sind die Arten leicht zu beherrschen. Einfache Hybriden würde ich aufgrund der hohen Toleranz in Bezug auf Substrat und Substratfeuchte bedenkenlos auch Anfängern empfehlen.

 

Christian