Ab die Post…

Hallo zusammen,

was macht das  Hobby des Sammelns, seien es Briefmarken, Autogrammkarten oder eben Pflanzen, zu dem, was es ist, wenn nicht der Austausch mit anderen Sammlern. „Wer hat das, was ich schon lange suche und was kann ich im Tausch dafür anbieten?“ ist eine der Fragen, die man sich doch immer wieder stellt.

Aus aktuellem Anlass, hab‘ ich beim Verpacken der letzten Pflanzen, die mich verlassen haben und jetzt zu einem anderen Sammler unterwegs sind, einfach mal die Kamera zur Hand genommen und den ganzen Prozess dokumentiert.

Lange Rede, kurzer Sinn: Das hier sind also die Pflanzen, die gerne den Besitzer wechseln möchten. Dabei handelt es sich um Venusfliegenfallen (Dionaea muscipula) unterschiedlicher Größen.

Zunächst lege ich mir alles zurecht, was ich zum Verpacken der Pflanzen brauche, das wäre

  • Küchenrolle zum Einwickeln der Pflanzen
  • Drucksprüher zum Befeuchten der Küchenrolle
  • Schere zum Zuschneiden der Küchenrolle
  • ZipLock-Tütchen, um die Pflanzen wasserdicht zu verpacken
  • wasserfester Folienstift zum Beschriften der Tütchen
  • Zahnstocher, um die Pflanzen aus dem Substrat zu heben

Ich beginne dann damit, dass ich mir ein paar Blatt der Küchenrolle in kleinere Stücke schneide, etwa Viertel- und Achtel-Blätter; sinnvollerweise genauso viele, wie Pflanzen verpackt werden sollen.

Nachdem die Vorbereitungen abgeschlossen sind, geht’s an die Pflanze(n) selber. Hier kommt dann der Zahnstocher zum Einsatz, mit dem ich die Pflanze, hier eine recht kleine, so lange versuche zu lockern,…

… bis ich sie schließlich vorsichtig mit der Wurzel aus dem Substrat ziehen kann. Mit den Fingern oder dem Zahnstocher entferne ich überflüssiges Substrat, denn das soll ja nicht verschickt werden. Ergebnis: Eine Pflanze mit Wurzel(n), die nicht mehr im Topf steckt.

Weiter geht’s mit der Vorbereitung der „Verpackung“. Dazu besprüh‘ ich eines der zugeschnittenen Küchenrollenstücke mit Wasser, bis es komplett durchnässt ist,…

… lege die Pflanze so auf’s Papier, dass das Rhizom und die Wurzel(n) aufliegen, die Fallen aber oben rausgucken,…

… und schlage das Papier mehrfach seitlich und einmal unten ein (Vorsicht, beim Einschlagen nicht die Wurzeln abknicken!), womit die Wurzeln und das Rhizom dann locker und feucht verpackt sind.

Jetzt ist der richtige Moment, um sich Gedanken über die Größe des zu verwendenden ZipLock-Tütchens zu machen. Zu groß ist kein Problem, zu knapp sollte man aber nicht kalkulieren. Auch ist es sinnvoll, das Tütchen jetzt zu beschriften, denn, wenn die Pflanze mal drin ist, wird’s schwer.

Letzter Schritt: Pflanze in die Tüte und die Tüte ordentlich verschließen, so dass kein Wasser austreten kann.

Ja, und damit ist der eigentliche Pflanze-Verpacken-Prozess schon erledigt. Je nachdem, wie viele Pflanzen verpackt und verschickt werden sollen, wird das Ganze jetzt so lange wiederholt, bis alle richtig beschriftet in den jeweiligen Tütchen stecken. Hier das Ganze nochmal am Beispiel einer größeren Pflanze:

Pflanze ausgraben,…

… einwickeln,…

… und eintüten.

Manche Pflanzen haben vor dem Versand möglicherweise länger „ungepflegt“ im Gewächshaus gestanden und so einige ältere und abgestorbene Blätter gesammelt.

Natürlich will ich aber nur Pflanzen versenden, die perfekt aussehen, daher werden die alten Fallen schnell noch entfernt und die Pflanze anschließend eingetütet.

Nachdem das Ganze dann also sechsmal wiederholt wurde, habe ich im Optimalfall sechs korrekt beschriftete Tütchen mit je einer Pflanze drinnen vor mir liegen und muss mich jetzt darum kümmern, die Post-sicher zu verpacken.

Dafür muss ich, wenn noch nicht vorhanden einen Karton basteln. Ich verwende Kartons mit einer Höhe von 5cm, denn das und der Maximalinhalt von einem Kilogramm sind die Voraussetzungen, um die Sendung als Maxibrief zu verschicken.

Also, aus dem …

… mach das:

Damit die Pflanzen weich liegen, lege ich den Boden des Kartons mit zwei Lagen Noppenfolie aus und platziere die Pflanzen möglichst so darauf, dass jede etwas Platz hat und möglichst nicht oder nur wenig auf einer anderen liegt um Quetschungen zu vermeiden.

Um die Pflanzen auch zum Kartondeckel hin zu schützen, decke ich sie jetzt, wieder mit zwei Lagen Noppenfolie ab und fülle die Zwischenräume, die im Karton bleiben mit – ja, wie heißen die Dinger überhaupt? – ähm, Styropor“dingern“ aus. Warum? Damit die Pflanzen nicht hin und her rutschen und sich dabei „Prellungen“ holen.

Das war’s, zumachen! und das Päckchen ist fertig zum Beschriften/Frankieren.

So verpackt – die Pflanzen haben feuchte Wurzeln und liegen weich aber stoßsicher verpackt zwischen mehreren Lagen Noppenfolie in einem stabilen Karton – würde ich den Pflanze bedenkenlos bis zu zwei Wochen in der Post geben, um nahezu unversehrt anzukommen. Auch noch ’ne Woche länger wenn’s sein muss, dann würden aber wohl die ersten Mangelerscheinungen in Form von Farbverlust auftreten.

 

Christian

Dionaea-Samenernte 2017

Hallo zusammen,

so, das wird dann jetzt der erste „richtige“ Beitrag, in dem ich berichten möchte, was heute auf dem Arbeitsplan steht.

Wie der Titel ja schon sagt, werde ich mich heute meinen Dionaea oder Venusfliegenfallen widmen, da hier das Ende der Blühsaison und damit das Reifen der Samen ansteht. Das beginnt jährlich in etwa im Juli und kann sich bis in den September hinein ziehen. Wie man auf dem folgenden Bild gut sehen kann, sind die meisten meiner Pflanzen inzwischen so weit, dass die Blüten (ob bestäubt oder nicht) schwarz werden, was ein gutes Indiz dafür ist, dass die Samen bald erntereif sind.

Den Unterschied zwischen einer bestäubten und einer nicht bestäubten Blüte kann man leicht daran erkennen, dass die bestäubten deutlich anschwellen, irgendwann aufplatzen und dann die Samen freigeben. Die unbestäubten bilden keine Samenkapsel, was man schon durch einen leichten Druck auf die Blüte spüren kann. Hier mal je ein Beispiel; zunächst eine unbestäubte, dann eine bestäubte Blüte.

Apropos Bestäubung, eine geöffnete Blüte hab‘ ich auch noch gefunden (das wird dann eine von denen, die erst im September reife Samen produzieren), an der man den Bestäubungsvorgang mal kurz erläutern kann:

Das „fusselige“ Ding in der Mitte der Blüte ist die Narbe, das weibliche Organ der Blüte, das den Pollen aufnimmt. Rund um die Narbe herum sind die Staubbeutel angeordnet, die den Pollen produzieren (hier als kleine gelbe Körnchen zu erkennen). Besucht nun ein Insekt die Blüte, bleiben die Pollen am Tier kleben und werden so auf die Narbe übertragen.

Das gute alte Blümchen-und-Bienchen-Spiel. 😉

In den vorherigen Jahren habe ich diese Aufgabe häufig manuell, also per Zahnstocher übernommen, um die Blüten möglichst mit eigenem Pollen zu bestäuben und so zu versuchen, die Charakteristika der jeweiligen Pflanze (man spricht hier von Kultivaren) zu erhalten. In diesem Jahr hab‘ ich die Bestäubungsarbeit aber komplett der Insektenwelt überlassen, weswegen die resultierenden Sämlinge wohl ein kunterbunter Mix sämtlicher Pflanzen meines Gewächshauses werden. Naja, die Mutter ist immerhin bekannt…

Im nächsten Schritt schneide ich also die bereits reifen, geöffneten Samenkapseln einzeln aus der Dolde heraus und entferne auch die offensichtlich unbestäubten Blüten, so dass schlussendlich nur noch ein paar Einzelblüten an der Pflanze verbleiben, die in den nächsten Wochen dann reifen werden.

Ach ja, bei der Pflanze, die ich mir zunächst vorgenommen hab‘, handelt es sich um den Kultivar mit dem wohlklingenden Namen ‚G14‘ x ‚G19‘. Wobei der Singular ‚Pflanze‘ wohl nicht ganz richtig ist, da hier diverse Wachstumspunkte vorhanden sind und der „Pflanzenklumpen“ dringend mal geteilt und vereinzelt werden müsste. Davon aber ein andermal…

Mit den abgeschnittenen Einzelblüten setz‘ ich mich dann an meinen Arbeitstisch (drinnen, denn der Platz und die Arbeitshöhe im Gewächshaus ist nicht unbedingt rückenschonend verteilt) und nehme mir jede einzelne Blüte vor.

Vornehmen bedeutet in dem Fall, den Zahnstocher auszupacken und jeden einzelnen Samen aus den Blüten zu entfernen. Das ist nicht allzu schwer, da die Samen, beinahe wie mit einem Federmechanismus, aus der Kapsel springen. Die eigentliche Aufgabe ist also, dafür zu sorgen, dass sich die Samen in nicht zu großem Radius um den Ort des Geschehens verteilen.

Ist dies geschafft, die Samenkapseln entsorgt und die restlichen Blütenteile entfernt, kann ich für diesen Kultivar genau 142 Samen als geerntet verbuchen.

Und auf geht’s zur nächsten Pflanze… Halt, nein, natürlich müssen die Samen noch ordentlich beschriftet werden, damit später keine Verwechslung vorkommt. Das Tütchen wandert dann in einem Ziplock-Beutelchen vor Feuchtigkeit geschützt in den Kühlschrank.

Nach meiner Erfahrung keimen die Samen frisch (im ersten Monat nach der Ernte) übrigens am Besten. Bis zu einem Jahr Lagerzeit, natürlich ununterbrochen im Kühlschrank, schadet den Samen bzw. der Keimfähigkeit noch nicht allzu sehr, danach nimmt die Keimrate allerdings spürbar ab.

In einigen Quellen wird auch empfohlen, die Samen zu stratifizieren, sie also feucht, kalt und dunkel zu lagern und erst dann auszusäen, um die Keimfähigkeit zu erhöhen. Nach meiner Erfahrung bringt das jedoch keinen Vorteil, ist im Gegenteil sogar kontraproduktiv, da die Samen dann weniger frisch ausgesät werden.

Ja, das wäre erstmal alles für heute, die Ernte wird mich wohl erstmal ein paar Tage in Beschlag nehmen. Bis dahin viel Vergnügen und schöne Tage,

Christian